GLÄSERNE DECKE IN DER ENERGIEWIRTSCHAFT DURCHBRECHEN

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ENERGIEWIRTSCHAFT
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Der Frauenanteil in der Energiewirtschaft nimmt zwar zu. Es gebe aber eine „gläserne Decke“ in die oberste Führungsetage, zeigten sich drei Vertreterinnen des Frauennetzwerkes „Women.Energy.Network“ in einer Diskussion mit energate anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Vereins überzeugt. Wie Frauen diese durchbrechen können, dafür sahen die drei durchaus unterschiedliche Ansätze. Auf jeden Fall aber könne ein Frauennetzwerk dabei helfen, hieß es einstimmig.

In den vergangenen beiden Jahrzehnten habe der Frauenanteil in der Energiewirtschaft spürbar zugenommen, sagte Petra Fahnenstich von den Stadtwerken Troisdorf. Habe es vor 20 Jahren auf Veranstaltungen mit mehreren hundert Teilnehmern nur eine Handvoll Frauen gegeben, seien es heute deutlich mehr. „Vielleicht nicht unbedingt im technischen, aber im kaufmännischen und juristischen Bereich“, schränkte Fahnenstich ein. Wo es aber nach wie vor wenig Frauen gebe, sei in Führungspositionen und hier vor allem in den obersten Führungsetagen. Rechtsanwältin Desiree Jung stimmte zu: „Verbesserungspotenzial ist nach wie vor da.“

Dies sieht auch Gabriele Krater so. Sie ist Vorsitzende des Vereins und Referatsleiterin für Energiekartellrecht im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium. Es gebe nach wie vor eine „gläserne Decke“. Krater erklärte dies so: „Ein Mann zieht den anderen nach, man kennt sich und bleibt dann bei bekannt und bewährt.“ Mit mehr Frauen in den Führungsetagen würde sich diese Situation voraussichtlich verbessern, so die Einschätzung der Diskutantinnen. Wobei Frauen nicht unbedingt Frauen „nach oben ziehen“ würden, wie Fahnenstich betonte. „Ich würde das von der Qualifikation abhängig machen, sonst rutschen wir wieder in die gleiche Problematik.“

Keine Einigung bei der Frauenquote

Ob für mehr Frauen in Führungspositionen eine Frauenquote sinnvoll sei, darüber waren sich die Vorstandsmitglieder nicht einig. Krater betonte: „Wir brauchen eine Quote und zwar sowohl in der Wirtschaft als auch im Öffentlichen Dienst.“ Selbstverpflichtungen reichten nicht aus. Jung tut sich hingegen schwer mit einer Quote: „Grundsätzlich bin ich eher dagegen, weil ich denke, Arbeitgeber sollten Stellen nach Qualifikation und objektiven Gesichtspunkten vergeben.“ Allerdings hätten diese immer noch zu oft im Hinterkopf, dass Frauen schwanger werden könnten. Auch Fahnenstich sieht die Quote kritisch, räumte aber ein, die Qualifikation in den Führungsetagen werde sich durch diese „mit Sicherheit“ nicht verschlechtern.

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Selbstmarketing Optimieren

Frauen und Männer legten oft ein anderes Selbstverständnis und -bewusstsein an den Tag. Männer stellten sich nicht so viel selbst infrage, befand Fahnenstich. Frauen seien hingegen viel selbstkritischer. Gleichzeitig hielten sie es meist nicht für erforderlich, mit Dingen, die sie gut machten, laut nach außen zu treten. Ihr Rat: „Da muss man mehr die eigene Werbetrommel rühren.“ Krater untermalte diesen Punkt mit einem Beispiel. „Ich habe eine junge, sehr kompetente Kollegin, die mir sagte, sie sei nur mit purem Glück an die Stelle gekommen. So etwas würde ein Mann nie sagen.“

Männer kommunizieren also anders, darin waren sich die Diskutantinnen einig. So präsentierten Männer etwa in Besprechungen mit Stolz, dass sie Routineaufgaben erledigt hätten, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sei. Überdies legten sie häufig ein dominantes Kommunikationsverhalten an den Tag, wie Krater ausführte: „Frauen werden in Gesprächssituationen weiterhin viel häufiger von Männern unterbrochen und zur Kürze ermahnt, als andere Männer – obgleich die Männer oftmals unsagbar profanes Zeug von sich geben.“ Hier sei eine andere Gesprächsführung vonnöten, die nicht nur darauf achte, sich auf das Wesentliche zu fokussieren, sondern auch, die Gesprächsanteile nicht geschlechtsspezifisch zu verteilen.

Netzwerk soll Frauen ersichtlicher machen

Ein Frauennetzwerk könne helfen, Frauen sichtbarer zu machen – nicht etwa durch Pöstchengeschachere, sondern vielmehr durch in- und externe Kommunikation. So würden sich die Mitglieder des Netzwerkes gegenseitig darauf aufmerksam machen, wenn sich neue berufliche Perspektiven eröffnen könnten. „Zudem geben wir uns im Netzwerk gegenseitig die Möglichkeit, uns zu positionieren, etwa bei Vorträgen“, erläuterte Jung. Auch dem Einwand, man hätte gerne einen Posten oder einen Vortrag mit einer Frau besetzt, aber keine gefunden, lasse sich mit dem Netzwerk, das zahlreiche Expertinnen aus allen Bereichen der Energie- und Wasserwirtschaft biete, entgegenwirken, ergänzte Krater.

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Angst müssen die Männer aber nicht bekommen. Auf die Frage: „Was ist das Ziel, Frauen an die Macht oder lieber gemischte Teams?“ brach die Gruppe in schallendes Gelächter aus. Und Jung versicherte: „Wir wollen mehr Frauen an der Macht – aber natürlich wollen wir uns gegenseitig bereichern.“